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Spuren einer Nacht

Heute morgen, auf dem Weg vom Bus zum BĂŒro: haufenweise liegen Telefon-Schachteln und Display-GlĂ€ser auf dem Weg. Eine Passantin beugt sich mit mir darĂŒber, und gemeinsam begutachten wir die Bescherung. „Handy-Diebstahl im großen Stil!“, sagt sie, und ich spekuliere, ob da nicht eine Reparatur-Sendung geklaut worden ist.

Im Weggehen meint sie noch, sie wĂŒrde ihren Polizei-Freunden davon erzĂ€hlen, die sie gleich trĂ€fe, die könnten das ja mal fotografieren. Ob in einem solchen Fall wohl ĂŒberhaupt noch ermittelt wird? Ich bin da eher skeptisch.

Klamottenkauf

Im letzten Jahr habe ich 25 kg abgenommen. Seit dem letzten Herbst hab ich mir ĂŒberwiegend leichte Sommerkleidchen zugelegt, und nur eine einzige Jeans in GrĂ¶ĂŸe 42. Ansonsten habe ich die alten „Hoffnungsjeans“ aus der Kiste geholt, von denen ich schon befĂŒrchtete, sie nie wieder tragen zu können. Selbst die sind mir inzwischen zu weit. Das Wetter ist zu kalt geworden fĂŒr die dĂŒnnen, knielangen Kleidchen. Es hilft nichts, Modeallergie hin, Geiz her – ich brauche neue Klamotten.

Um nicht völlig plan- und ziellos durch die KaufhĂ€user zu toben, entwerfe ich in Gedanken mein Wunsch-Outfit. Nicht, um mich exakt daran zu halten, denn das klappt nie. Ich möchte am nĂ€chsten Tag was zum Anziehen haben. Aber in eine gewisse Richtung soll es schon gehen: kniehohe, weiche Lederstiefel in einer Art abgewetztem Braun, ein weit schwingender, etwas mehr als knielanger, brauner Rock, und ein hellbrauner, dĂŒnner Pulli. GewĂŒnschter Stil, der dabei raus kommen soll: behaglich, gemĂŒtlich, gern etwas verspielt, aber bitte nicht albern.

So weit die Theorie. Um so etwas in die RealitĂ€t umzusetzen, muss man jedoch entweder sehr lange herumlaufen, sehr viel Geld ausgeben, oder selbst nĂ€hen. Es sei denn, man hat ein schweinemĂ€ĂŸiges GlĂŒck.

Ich habe diesmal kein GlĂŒck, zum selbst NĂ€hen fehlt mir die Zeit, und viel ausgeben kommt fĂŒr mich nicht in Frage. Ich versenke doch kein halbes Monatsgehalt fĂŒr ein paar Klamotten, die ich maximal ein paar Monate lang in Gebrauch haben werde. Denn danach, hoffe ich, werde ich wieder etwas kleineres brauchen. Preiswertere Sachen mĂŒssen reichen.

Stundenlanges Shoppen ist nicht mein Ding. Entweder ich finde meinen Kram schnell, oder ich lasse es sein. Nichts zu finden ist diesmal allerdings keine Option. Die alten Jeans sind schlabberig und halten sich nur noch mit Hilfe eines GĂŒrtels oben. Mit irgendetwas tragbarem muss ich heute nach Hause kommen.

Also werden es keine brauen Lederstiefel. Schwarzes Kunstleder muss es auch tun. Statt des weiten, braunen Rocks werden es drei preiswerte, relativ gerade geschnittene Röcke in schwarz, grau und einem sehr dunklen Violett. Und statt eines dĂŒnnen Rollis greife ich mir zwei langĂ€rmlige Shirts mit kleinteiligen Mustern. Der erzielte Look ist altbacken und streng. Ich bin nicht zufrieden. Immerhin, die Röcke sind einfarbig, bieten kleine Reißverschluss-Taschen, und die BĂŒndchen haben einen bequemen Gummizug, das ist schon mal was.

Die ĂŒbrige Auswahl ist eine Zumutung. Wo haben die Designer sich ihre Inspiration geholt, etwa vor 40 Jahren auf Großmutters Dachboden? Was ist so schwierig an einfarbigen, klassisch geschnittenen, taillierten Kleidern und weit schwingenden Röcken? Das derzeitige Angebot bei C&A ist das reinste Gruselkabinett. Den Vogel schießt dort allerdings die Trachtenmode ab. Bonbonfarbene Dirndl und alberne Kniebundhosen will in Hamburg bestimmt niemand tragen, und den Chemikaliengestank, der von dem Krempel ausgeht, finde ich unertrĂ€glich.

Was mich außerdem wundert ist die doch etwas drastische Anpassung der KonfektionsgrĂ¶ĂŸen. Klar, die Proportionen Ă€ndern sich. JĂŒngere Menschen haben heutzutage lĂ€ngere Arme und Beine und sind insgesamt grĂ¶ĂŸer, und dem muss natĂŒrlich Rechnung getragen werden. Aber dass ich jetzt mit einem BMI von 25 bequem in einen Rock der GrĂ¶ĂŸe 40 rein passe ist ausgesprochen irritierend. In den spĂ€ten 70ern hĂ€tte ich mit einer solchen Figur Röcke in GrĂ¶ĂŸe 44-46 gebraucht. In eine 38 rein zu passen war fĂŒr mich selbst mit Anfang 20 ein unerfĂŒllbarer Traum. Damals wog ich 62 kg. Jetzt wiege ich 69 kg, und trage die selbe KleidergrĂ¶ĂŸe wie damals. Sehr seltsam.

Krimi zum FrĂŒhstĂŒck

POW!

In meinem bevorzugten FrĂŒhstĂŒckslokal gibt es vorn rechts einen kleinen Selbstbedienungsbereich. Wer dort etwas bestellt, muss aufstehen und drei Schritte zum Tresen gehen, um sich Essen und GetrĂ€nke abzuholen. Ein Schild weist auf den Umstand hin.

In eben diesen Bereich setzte sich heute morgen ein lautstark telefonierender Herr Wichtig. „Alles ist zu!“, brĂŒllte er in sein Smartphone, „Ich hab so einen Hunger, und alles ist zu! Das ist wirklich unglaublich! Alle meine LĂ€den sind zu!“

Nun kann ich wirklich nicht beurteilen, ob jener Herr Wichtig tatsĂ€chlich Besitzer oder wenigstens Leiter mehrerer BĂ€ckereien oder GaststĂ€tten ist, oder ob er einfach nur erbost war, dass die von ihm bevorzugt frequentierten LokalitĂ€ten Montags morgens um acht nicht geöffnet hatten, aber eigentlich geht mich das auch nichts an. Dennoch konnte ich nicht umhin, davon Notiz zu nehmen, trotz etlicher Meter Distanz zwischen mir und diesem Herrn. Sein GebrĂŒll ließ das nicht zu.

WĂ€hrenddessen wurde ihm vom Barmann sein bestelltes Bier zum Tresen gebracht, mit dem Hinweis, er möge es sich dort bitte abholen. Der telefonierende Herr Wichtig lehnte das brĂŒsk ab, und beklagte sich lautstark bei seinem TelefongesprĂ€chspartner ĂŒber dieses unbotmĂ€ĂŸige Ansinnen. Ganz genau kann ich den weiteren Verlauf des GesprĂ€chs nicht mehr rekonstruieren, aber ich meine, der Barmann verwies den unfreundlichen Gast daraufhin des Lokals. Ob dann Herr Wichtig oder der Barmann das GesprĂ€ch auf die Polizei brachte, habe ich nicht so genau mitbekommen, da ich von Herrn Wichtig jedes Wort hörte, vom leisen Barmann jedoch kaum etwas. Deutlich vernehmbar war allerdings die Bemerkung des Herrn Wichtig, er lasse sich von „so einem Gartenzwerg“ „so etwas“ nicht sagen, worauf er aufstand, und einen glĂ€sernen Zuckerstreuer im hohen Bogen ĂŒber den Tresen warf, der laut klirrend vor den FĂŒĂŸen des Barmanns auf dem Boden aufschlug.

Dann kam Bewegung in die Sache. Herr Wichtig stĂŒrzte, das Smartphone noch immer in der Hand, aus dem Lokal, der Barmann rannte hinterdrein, und ich meinte, von draußen einen Hieb zu hören. Wer da jetzt wem eine Schelle erteilt hat, kann ich allerdings beim besten Willen nicht sagen. Dann kehrte der Barmann kurz zurĂŒck, wĂ€hrend der Koch, der durch die Durchreiche wohl einiges mit angehört hatte, in den Gastraum geeilt kam. Kurz darauf spurteten beide zusammen dem „wichtigen“ Gast nach.

Ich habe noch in Ruhe zu Ende gefrĂŒhstĂŒckt, und hinterher dem Barmann angeboten, dass er, falls Herr Wichtig ihn anzeigen sollte, auf meine Aussage zurĂŒckgreifen darf. Immerhin bin ich Stammgast in dem Laden, und werde dort stets sehr freundlich bedient. Und auf Tischnachbarn wie Herrn Wichtig kann ich verzichten. Um das mal diplomatisch auszudrĂŒcken.

Nachtrag:
Der „wichtige“ Gast soll sowohl den Barmann als auch die herbeigerufenen Sicherheitsleute angezeigt haben. Nachdem ich das erfahren habe, habe ich mich als Zeugin bei der Polizei gemeldet. Ich bin gespannt, was dabei wohl herauskommen wird.

Frau am Steuer

Das gefÀllt mir!Die Busfahrerin, die mich gestern morgen um 8:31 mit dem Bus 120 am Hamburger ZOB abgesetzt hat, ist eine ganz tolle Fahrerin, und hebt sich sehr angenehm von vielen ihrer mĂ€nnlichen Kollegen ab: sachtes Anfahren, sanftes Bremsen, vorsichtiges Beschleunigen, rechtzeitiges ZurĂŒcknehmen der Geschwindigkeit vor Kurven, und keine unnötige Raserei ĂŒber Bodenwellen. Die meisten anderen Busfahrer auf dieser Strecke gehen erheblich ruppiger mit Gas und Bremse um, und man wird auf dem Sitz hin und her geworfen. Nicht so bei dieser Fahrerin: Von ihr fĂŒhlte ich mich gut und sicher transportiert. PĂŒnktlich angekommen ist sie außerdem. Klasse!