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Euer Müll ist keine Spende

Symbolbild Dan Kamminga from Haarlem, Netherlands
CC BY 2.0

Heute morgen gab es auf NDR Info einen Bericht über den Müll, der nach Festivals auf Veranstaltungsplätzen liegen bleibt. Darunter waren in den letzten Jahren vermehrt Zelte, Luftmatratzen, Iso-Matten und Schlafsäcke, die von den Besucherinnen und Besuchern zurückgelassen wurden. Bei manchen Festivals sollen um die 90% der Leute ihre Zelte einfach stehen gelassen haben: eine riesige Menge Plastikmüll!

Einige (in dem Bericht vermutlich Briten), die so etwas schon mal gemacht hatten, begründeten das vor dem Mikrofon. Eine Frau erklärte, der Abbau eines Zelts sei ihr zu kompliziert, und sie wolle so etwas auch nicht wieder nach Hause tragen, es sei ihr zu schwer. Eine andere glaubte ernsthaft, die Zelte würden hinterher von wohltätigen Organisationen eingesammelt, und dass das doch im Grunde eine gute Sache sei. Leider ist das ganz und gar nicht der Fall.

Mit einem kunterbunten Haufen leichter, billiger Sommerzelte kann keine Hilfsorganisation etwas anfangen. Solche Organisationen benötigen Zelte, in denen man leben kann: groß, möglichst einheitlich, reparaturfreundlich, und vor allem strapazierfähig. Abgesehen davon wirft man eine Spende nicht so einfach in die Landschaft. Man fragt, was sinnvollerweise benötigt wird, und liefert es sauber und ordentlich verpackt an einer Sammelstelle ab.

Anzunehmen, dass schon jemand kommen wird, der den Müll auf einem Festival-Platz für einen guten Zweck einsammeln und verpacken wird, ist mehr als naiv. Wer so etwas glaubt, belügt sich nur selbst.

Klar, auf einem Festival kann man die Nacht nicht im Hotel verbringen. Die Betten-Kapazität in der Umgebung würde schlichtweg nicht ausreichen, um tausende von Konzertbesuchern unterzubringen. Also greift man zum Zelt. Und weil man kein regelmäßiger Camper ist, nimmt man etwas billiges. Das kann ich durchaus verstehen.

Und danach? Ja, möglicherweise ist das Zelt nun dreckig, und vielleicht ist es auch umständlich, es wieder einzupacken. Eventuell ist man auch übermüdet und verkatert. Trotzdem sollte man sich doch so weit zusammenreißen, dass man am Ende keine Müllkippe hinterlässt. Und wenn schon nicht aus Verantwortungsbewusstsein, dann doch wenigstens aus Eigennutz. Aufräumen muss das nämlich der Veranstalter. Und das verteuert dann am Ende auch die Eintrittskarten für das nächste Festival.

Aber warum machen so viele Menschen sich selbst etwas vor, obwohl sie es mit einigem Nachdenken besser wissen sollten? Weil es bequem ist, weil es alle so machen, weil man sich unbeobachtet fühlt, und weil sich schon irgendwer finden wird, der hinter ihnen her räumt. Die Youtuberin Mai Nguyen hat dazu gerade diese Tage ein Video herausgebracht:

maiLab: Spieltheorie des Lebens | Tragödie des Gemeinguts (19.06.2019, 14:27 min)

„Dinge, von denen alle was haben, um die sich aber auch alle kümmern müssen, werden meist scheiße behandelt. Warum ist das so? Und muss das wirklich immer so sein?“

Einfach mal reinschauen! 🙂

Nachtrag

Der im Blog erwähnte Beitrag bei NDR Info speiste sich offenbar aus der selben Quelle wie diese Tagesschau-Meldung unter den „Stichworten Ausland, Festivalsaison, Müll“.

Übrigens: Leider rauscht derzeit eine Diffamierungswelle durch die sozialen Medien, in der Fotos von vermüllten Straßen und Veranstaltungsplätzen mit den Friday-for-Future-Demonstrationen in Verbindung gebracht werden, obwohl sie damit nichts zu tun haben. Auf der Website von Mimikama ist ein Beispiel dafür zu sehen.