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Die DĂ€monisierung der Masken

Eine Mund-Nasen-Maske aus KĂŒchenpapier reicht bei der derzeitigen Infektionslage nicht mehr aus

Update vom 05.01.2022: Dieser Beitrag ist komplett veraltet. Bitte tragt FFP2-Masken, um euch selbst und andere zu schĂŒtzen. Neue Informationen dazu findet ihr zum Beispiel auf der sehr guten Faktencheck-Seite von Mimikama.

Anfangs hieß es, Masken seien fĂŒr die Bevölkerung völlig unsinnig. Das lag daran, dass verhindert werden sollte, dass wir den Kliniken die Masken vor der Nase weg kaufen. Inzwischen ist man davon abgekommen. Jetzt sollen wir an belebten Orten Masken tragen: zum Beispiel in GeschĂ€ften und in öffentlichen Verkehrsmitteln. Es ist sogar eine Maskenpflicht im GesprĂ€ch. Das finde ich gut.

Bisher habe ich eine zielfĂŒhrende Kommunikation darĂŒber vermisst. Statt dessen wurden von Experten BefĂŒrchtungen ĂŒber den falschen Umgang mit den Masken geĂ€ußert. Es klang bisweilen so, als habe man es bei Masken mit furchtbar komplizierten, dĂ€monischen GegenstĂ€nden zu tun, und als sei es eine geheime Wissenschaft, sie richtig zu behandeln.

Ich fĂ€nde es hilfreicher, wenn klar herausgestellt wĂŒrde, was wir von Masken erwarten können, und wie wir damit umgehen sollten. Uns von vornherein zu unterstellen, dass wir das alles nicht verstehen wĂŒrden, macht die Situation nĂ€mlich nicht besser.

Es gibt chirurgische Masken, die von Ärzten und ZahnĂ€rzten getragen werden. Chirurgen tragen sie, um bei Operationen keine Keime in die Operationswunden zu blasen. ZahnĂ€rzte tragen sie, damit beim Bohren kein Spritzwasser aus dem Mund des Patienten in den Mund des behandelnden Zahnarztes gerĂ€t. Solche Masken sind Einweg-Artikel, sie sind normalerweise verhĂ€ltnismĂ€ĂŸig billig, aber sie sind zur Zeit Mangelware. Wir sollten diese Masken dem medizinischen Personal ĂŒberlassen, weil die Leute uns sonst nicht behandeln können. Chirurgische Masken eignen sich nicht zum Eigenschutz, und da sie im Alltag hĂ€ufig falsch getragen werden, sind sie auch zum Fremdschutz kaum geeignet.

Es gibt verschiedene Arten von Profi-Masken, und die meisten davon sind tatsÀchlich im Alltag nicht nötig. Falsch: wir alle benötigen nun Profi-Masken.

Dann gibt es noch die Masken, die von Forschern und Assistenten in Rein-RÀumen und Labors getragen werden, damit dort zum Beispiel die Proben nicht kontaminiert werden. Diese Masken verhindern, dass man Keime in seine Umgebung abgibt. Solche Masken sind teuer, es sind hÀufig Einweg-Artikel, und wir brauchen sie im Alltag wirklich nicht.

Außerdem gibt es Schutzmasken, mit denen sich Ärzte und Pfleger vor hochansteckenden Patienten schĂŒtzen. Die Mitarbeiter in den Kliniken brauchen sie dringend. Sie wĂ€ren sonst tĂ€glich einer großen Konzentration an Viren ausgesetzt, und das könnte auch bei jungen, gesunden Menschen zu einem schweren Krankheitsverlauf fĂŒhren. In LĂ€ndern, in denen das Klinikpersonal gezwungen ist, ohne Eigenschutz Patienten zu versorgen, sterben zur Zeit reihenweise Pflegende und Ärzte an COVID-19. Gute Filtermasken gehören darum in die Kliniken, nicht auf die Straße. Inzwischen gibt es genĂŒgend FFP2-Masken auf dem freien Markt, um sowohl Kliniken als auch die Bevölkerung zu schĂŒtzen. Bitte verwendet diese!

FĂŒr uns reichen einfache Masken aus Stoff oder Papier. Weder mĂŒssen wir absolut keimfreie Luft ausatmen, noch sind wir permanent einer hohen Virenlast ausgesetzt. Die Masken, die in LĂ€den, Bussen und Bahnen getragen werden sollen, haben einen anderen Zweck: Sie sollen unsere Mitmenschen beschĂŒtzen: vor ausgeatmeten Tröpfchen, und vor ungewollter feuchter Aussprache. Denn die Corona-Viren verbreiten sich durch Tröpfcheninfektion.

Wir sollen also Fremdschutz-Masken tragen, und nicht Eigenschutz-Masken. In Verbindung mit dem Abstandsgebot und guter Hygiene sollten diese Masken ausreichen, vorausgesetzt, sie werden von allen getragen. Masken schĂŒtzen nur eine gewisse Zeit, und auch nur dann, wenn sie um Mund und Nase dicht anliegen. Mit der Dauer der Exposition steigt die Infektionsgefahr, trotz Maske.

Der Umgang mit den Masken ist nicht so schwer. Wir mĂŒssen nur im Kopf behalten, wozu sie da sind: zum Schutz der anderen. Und wir sollten bedenken, dass die Masken beim Husten und Niesen nicht dicht halten. Es entsteht auch mit einer Maske eine Tröpfchenwolke. Sie fliegt nur weniger weit. Wir sollten also weiterhin beim Husten und Niesen Mund und Nase mit der Armbeuge bedecken.

Wir sollten allgemein in der Öffentlichkeit nicht in unser Gesicht fassen oder an unseren Augen herum reiben. Daran Ă€ndert auch die Maske nichts. Wenn man aber nach Hause kommt, und seine Maske abnimmt, sollte man gut darauf achten, sich auch beim Ausziehen nicht im Gesicht zu berĂŒhren.

Ansonsten ist so eine Maske nicht wesentlich »gefĂ€hrlicher« als ein eigenes, gebrauchtes Taschentuch, der eigene Jackenkragen, oder das eigene Haar. Man muss sie nicht unbedingt auskochen. GrĂŒndlich DurchschĂ€umen mit Kernseife und anschließendes rasches Trocknen sollten eigentlich ausreichen. Kein Virus vermehrt sich auf OberflĂ€chen. Bakterien tun das. Corona-Viren werden von Seifenlauge zerlegt, und bauen sich auch beim Trocknen an der WĂ€scheleine nicht magisch wieder zusammen.

Wer tagsĂŒber viel unterwegs ist, sollte zwei getrennte Plastikbeutel dabei haben, die mit »sauber« und »gebraucht« markiert sind, und mehrere Masken dabei haben. Es ist nicht gut, eine gebrauchte Maske mehrmals anzuziehen. Der Grund dafĂŒr ist, dass eine durchfeuchtete Maske weniger wirksam ist als eine trockene. Gebrauchte FFP2-Masken sollte man nicht waschen oder desinfizieren, weil die FilterqualitĂ€t darunter leidet. Wenn ihr Masken mehrfach verwenden wollt, dann hĂ€ngt sie fĂŒr mehrere Tage an einem trockenen, luftigen Ort auf. Fasst sie nicht an der Außenseite an.

Bitte werft eure gebrauchten Masken nicht auf die Straße oder in öffentliche MĂŒlltonnen, in denen arme Menschen nach Pfandflaschen suchen könnten, sondern nehmt sie mit nach Hause und entsorgt sie im HausmĂŒll.

Selbstgemachte Masken sollten ruhig mehrlagig sein, aber nicht so dicht, dass sie die Atmung behindern. Sie sollten rund um Mund und Nase dicht anliegen, damit man nicht seitlich durch irgendwelche LĂŒcken ausatmet. Selbstgemachte Masken reichen bei der derzeitigen Infektionslage nicht mehr aus.

Einen gravierenden Nachteil haben Masken allerdings, und an den denken viele nicht: es gibt hörgeschĂ€digte oder gehörlose Menschen, die auf Lippenlesen angewiesen sind. Wer mit HörgeschĂ€digten oder Gehörlosen kommuniziert, sollte darum einige Schritte zurĂŒcktreten, und die Maske abnehmen. Es sei denn, man versteht sich auf GebĂ€rdensprache – aber auch dazu gehören normalerweise Lippenbewegungen. Das ist leider ein Dilemma. Nehmt die Maske aber bitte möglichst nicht in geschlossenen RĂ€umen ab.

Interessanter Podcast zum Thema:
Wie wirksam wĂ€re es, wĂŒrden alle BĂŒrger Masken tragen? (Spektrum der Wissenschaft)

Ein tschechisches Video ĂŒber den Zweck von Masken (in englischer Sprache):
How to Significantly Slow Coronavirus? #Masks4All

Die internationale Website von #Masks4All (mehrsprachig):
https://masks4all.co/de/

ErklÀrendes Video von Eckart von Hirschhausen:
#maskeauf

Deutsche Seite zum Thema Masken:
https://maskeauf.de/

In LĂ€ndern, in denen Masken getragen werden, sind die Ansteckungsraten geringer.