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Stellt euch nicht so an!




Es gibt kein Winterchaos. Es ist Winter. Chaos ist, was ihr draus macht.“ – Ein wahres Wort von @chneukirchen. Meine Güte! Als ich Kind war, lag in einigen Wintern der Schnee so hoch, dass sich neben den freigeschaufelten Gehsteigen ein hüfthoher Deich aus Schnee wölbte. Schneekatastrophe wäre dann, wenn man täglich Schnee schaufeln muss, damit man die Haustür noch aufbekommt. Doch nicht diese müden paar Handbreit, die auch noch eine halbe Woche im Voraus zutreffend angesagt wurden. Also echt. Wenn es da draußen nämlich nicht so klirrend kalt wäre, sondern wir +5°C und Nieselregen hätten, wäre das den Herrschaften, die jetzt von „Winterchaos“ faseln, vielleicht lieber? Was glaubt ihr denn, wo wir hier sind – Miami Beach?

Unser Weg hier in Rothenburgsort, zwischen Stadtteil und S-Bahn, wird derzeit nur maschinell geräumt, und zwar schlecht. Nachdem ich letzte Woche den Weg bis kurz vor der Brücke freigeräumt hatte, fielen die angesagten 20 cm Schnee, wurden festgetrampelt, und viel zu spät maschinell geräumt, d.h. da liegt jetzt eine komprimierte Schneeschicht. Auf der Brücke war auch ein Räumfahrzeug tätig, hat jedoch einen veritablen Panzer aus verdichtetem Schnee hinterlassen, der ab und zu mit Granulat dekoriert wird. An der Kreuzung Marckmannstraße/Billhorner Deich sieht man ab und an Leute von Winterdienst, aber auch das zu selten, weshalb ich am letzten Samstag selbst zur Schaufel gegriffen und eine kniehohe Barriere aus überfrorenem, dunkelgrauem Matsch vom Zebrastreifen entfernt habe. Ich mochte mir einfach nicht mehr mit ansehen, wie sich dort Mütter mit ihren Kinderwagen abmühten.

Ja, Schneeräumen macht Arbeit. Stellt Saisonkräfte ein! Wer eine Elbphilharmonie bauen kann, wird es doch hoffentlich auch hinbekommen, das bisschen Schnee vom öffentlichen Grund zu entfernen.

Kennenlern-Tipp für Singles

Am späten Sonnabend Nachmittag bis in den Abend hinein Schnee geräumt – diesmal den Gehweg am Park entlang bis kurz hinters Feuersturmdenkmal, um vor dem angekündigten Eisregen möglichst viel Schnee wegzuschaffen. Jetzt hab ich Rückenschmerzen. Leider fing es heftig an zu schneien, während ich beim Räumen war. So lag auf meinem Rückweg dann wieder eine um die 2 cm dicke Schneeschicht.

Schneeräumen scheint übrigens sexy zu sein. Ich bin in meinem Leben nicht so häufig angebaggert worden. Also, Mädels, falls ihr euch einsam fühlen solltet: greift zu Besen und Schaufel. Aber wundert euch nicht, was sich dann für Pappenheimer für euch interessieren.

Update, Sonntag Nachmittag:

Es geschehen noch Zeichen und Wunder: Am Sonntag Mittag habe ich das erste Mal in diesem Winter mit eigenen Augen Leute vom Winterdienst an unserer Kreuzung gesehen. Der Anblick veranlasste mich allerdings zu ungläubigem Kopfschütteln: Schneeschieber aus Sperrholz, vorn abgeknickt, total zerfleddert – damit wird man doch nix bei festgetretenem Schnee. Von Hand geräumt wurde auch nur vorn, auf dem Zugang zum Zebrastreifen. Auf dem Bürgersteig am Park entlang muss dann später noch eine Maschine geräumt haben, und auch auf der Brücke waren entsprechende Spuren zu sehen. Leider war da jede Mange Matsch liegengeblieben. Naja, wir haben Tauwetter. Ich hoffe, dass das jetzt komplett freischmilzt. Ansonsten wird das nämlich eine schicke Eisdecke geben.


Kreuzung Marckmannstraße/Billhorner DeichKreuzung Marckmannstraße/Billhorner Deich: Der Zugang zum Zebrastreifen wurde geräumt und gestreut.


Bürgersteig im Billhorner Deich vor dem Carl-Stamm-Park: den Reifenspuren nach zu urteilen wurde hier maschinell geräumt. Besonders gründlich war das natürlich nicht. Hoffentlich taut das noch weg, ehe es wieder friert. Sonst gibt das übles Glatteis.


Die Brücke zwischen Rothenburgsort und der S-Bahn-Haltestelle. Auch hier ist eine zentimeterdicke Schicht Schneematsch liegengeblieben.


Bürgersteig vor unserem HausUnd so sieht ein ordentlich geräumter Bürgersteig aus: Kein Matsch, sondern trockene, leergefegte Gehwegsteine. Das war übrigens das gute Werk unseres Nachbarn.

 


Update, Sonntag Abend:

Die Schneematsch-Schicht hat mir keine Ruhe gelassen. Außerdem musste ich sowieso noch mal runter, und den frisch gefallenen Schnee von letzter Nacht vor unserer Garage wegfegen. Danach bin ich dann gleich mit dem Eisblech rüber, und hab an der ganzen Front des Carl-Stamm-Parks den Schnee-Eis-Matsch geräumt. Auch als Rothenburgsorter Bürger hat man doch schließlich gern trockene Füße und saubere Schuhe. Die Brücke hab ich nicht mehr gemacht. Hoffentlich sind Wind und Regen warm genug, um alles wegzutauen.

Eine Bresche geschlagen

Als wir Samstag morgen in die Innenstadt fahren wollten, sahen wir schon von weitem eine Menschentraube auf der Brücke, ein Warndreieck auf der Straße, und flackerndes Blaulicht. Es hatte wieder gekracht, und diesmal waren drei Fahrzeuge auf einmal betroffen. Mein schmaler, geräumter Pfad am Brückengeländer entlang war nur von einer hauchdünnen Schneeschicht bedeckt, so dass wir darauf ohne Schliddern über die Brücke kamen. Wir sahen dann auch endlich mal einen Winterdienst-Wagen, der die Straße mit Lake besprenkelte. Hoffentlich wird es ab jetzt weniger mit den Unfällen auf der Straße.

Am Sonntag war die Eispiste auf unserer Brücke mit geringen Spuren von Granulat garniert, aber noch immer von komprimiertem Schnee bedeckt. Granulat hilft wunderbar gegen Reifglätte und bei sehr dünnen Eisschichten, aber auf Schnee bringt es nicht viel. Schon nach kurzer Zeit werden die Körnchen in den Schnee eingewalkt, oder schmelzen sich selbst hinein, da sie ja dunkel sind und sich in der Sonne aufheizen. Auf der von mir freigeräumten Bahn lag eine frisch gefallene Schneedecke, die ich mit einem groben Straßenbesen weggefegt habe. Außerdem hatte ich mir am Samstag eine Eishacke besorgt: eine große, rechteckige Klinge an einer extra langen Stange. Damit konnte ich den Pfad neben dem Geländer an einigen Stellen noch ein wenig verbreitern, und festgetrampelten Schnee lösen. Auch diesmal sprachen mich einige Leute recht freundlich an, und zwei Jungs, ich schätze mal so um die 12 Jahre alt, halfen mir begeistert, ein paar Meter weit zu räumen.

Als ich am Montag nachmittag aus dem Büro heim kam, war die Brücke zwar noch immer nicht geräumt, aber dafür war der Schnee in Wegesmitte durch Granulat und die Tritte Hunderter Passanten mürbe getreten worden. Plusgrade und vielleicht ein Quentchen Salz hatten ihr übriges getan, und so war der Weg nun halbwegs begehbar. Es wäre schlau, würden die Zuständigen dafür sorgen, dass die Schnee- und Eisreste beseitigt werden, wenn die Brücke in so einem Zustand ist, und wenn sie anschließend präventiv Granulat gegen die Reifglätte streuen ließen, die es auf Brücken nun mal gibt. Im ganzen Stadtteil haben wir wunderbare, trockene, völlig eisfreie Wege. Nur der Weg zur Brücke und die Brücke selbst haben einen Eisfilm, weil nicht geräumter Schnee die Sonne reflektiert.

Ein alter Mensch, der sich auf solchen Wegen die Knochen bricht, verliert dadurch unter Umständen die letzten fünf Jahre seines Lebens, und das nur, weil jemand zu geizig ist, um ein paar junge, gesunde Menschen für’s Besenschwingen zu bezahlen. Oder jemand war zu uneinsichtig, um bei einer Ausschreibung realistische Preise zu verlangen. Oder jemand war so kurzsichtig, einen Anbieter zu berücksichtigen, der bei einer Ausschreibung so einen dermaßen unrealistischen Preis anbietet. Wie auch immer – diese Art von Pfusch kann Menschenleben kosten!