Wie man eine Barcode-gesteuerte Kaffeemaschine hackt

Ein abgetrennter Deckel einer Kaffeekapsel wird unter den SpĂƒÂŒldeckel einer Kapselmaschine eingelegt.

Meinen Kaffee trinke ich am liebsten ganz frisch aufgebrĂŒht. Wenn er lĂ€nger in der Kanne bleibt, schmeckt er irgendwann nĂ€mlich leider so fies sĂ€uerlich-bitter, und das kann ich gar nicht vertragen. Also brĂŒhe ich ihn tassenweise auf. DafĂŒr verwende ich eine von diesen Kaffeemaschinen, die eigentlich nur mit Kaffeekapseln funktionieren.

Auf den Deckeln dieser Kapseln sind Barcodes aufgedruckt, die der Maschine mitteilen, wieviel Wasser bis zu welcher Temperatur erhitzt werden soll, um das gewĂŒnschte GetrĂ€nk zuzubereiten. Diese Kapseln möchte ich allerdings nicht verwenden. Kaffee in Kapseln ist nicht nur unverhĂ€ltnismĂ€ĂŸig teuer, sondern er verursacht auch eine riesige Menge MĂŒll. FĂŒr jede Tasse Kaffee wandert ein Ufo-förmiges PlastikschĂ€lchen mit Alu-Deckel in die Tonne. Der pure Wahnsinn!

Andererseits finde ich es durchaus sinnvoll, nur so viel Wasser zum Kochen zu bringen, wie ich fĂŒr eine Tasse benötige, und genau das tun diese Ein-Tassen-Maschinen ja. Man muss sie nur kreativ einsetzen. Bei den GerĂ€ten, die Wassermenge und Temperatur von den Barcodes auf den Deckeln ablesen, geht das so:

  • RĂƒÂŒckseite eines abgetrennten Kaffeekapsel-Deckels Mit einem scharfen Messer trennt man den Deckel einer XL-Kaffeekapsel dicht an der Kante ab, und versieht ihn mit Löchern fĂŒr Zu- und Ablauf.
  • Zur Kaffeemaschine gehört ein meist gelber Reinigungs-Einsatz (die Service T-Disc), der normalerweise zum SpĂŒlen und Entkalken der Maschine eingelegt wird. Den verwendet man anstelle einer Kaffeekapsel. Unter diesen Einsatz legt man den abgetrennten Kapsel-Deckel, sodass die Maschine davon den Barcode ablesen kann.
  • Den Tassenhalter entfernt man, und stellt eine kleine „Pour-Over“-Glaskanne mit Dauerfilter in die Maschine.
  • Wer sein Kaffeepulver etwas quellen lassen möchte, benutzt zuerst einen Barcode einer Espresso-Kapsel, wartet einen Moment, und setzt danach einen Barcode fĂŒr eine grĂ¶ĂŸere Tasse ein.

Sinn der Aktion:

  • Man hat keinen Kapsel-MĂŒll.
  • Es ist auch viel billiger, als Kaffee aus Kapseln zu trinken.
  • Man hat trotzdem alle Vorteile einer Ein-Tassen-Zubereitung: zum Beispiel niemals abgestandenen, ĂŒbersĂ€uerten Kaffee.
  • Man kann jeden beliebigen Kaffee aufbrĂŒhen und auch Tee aufgießen.
  • Man erhitzt exakt so viel Wasser, wie man benötigt.
  • Man hat weniger Reinigungsaufwand als beim Verwenden einer Press-Kanne.

Update: Ein Bekannter fragte mich auf Facebook, was denn normalerweise mit den Kaffeekapseln nach dem Gebrauch passiert, wie lange man so einen abgetrennten Alu-Deckel benutzen könne, und ob und wie man den reinigen mĂŒsse.

Die Kaffeekapseln sind normalerweise VerpackungsmĂŒll, und kommen, je nach Bundesland, in den gelben Sack oder in die Wertstofftonne. Und da sie voll mit Kaffeesatz oder sonstigen RĂŒckstĂ€nden sind, eignen sie sich nur sehr schlecht fĂŒr’s Recycling. Um sie sinnvoll verarbeiten zu können, mĂŒsste man sie wenigstens getrennt sammeln, aber das geschieht nicht. Außerdem ist allein der Verarbeitungsaufwand pro Tasse Kaffee enorm, wenn man das mal mit einem ganz normalen Pfund gemahlenem Kaffee aus der TĂŒte vergleicht.

Wenn man statt der Kaffee-Kapseln einen abgetrennten Alu-Deckel unter den Reinigungseinsatz in die Maschine legt, kommt beim Kaffee-Kochen weder das Wasser noch der Kaffee mit diesem Deckel in BerĂŒhrung. Es wird ja nur der Barcode abgelesen. Das Wasser lĂ€uft durch einen Kanal im Reinigungseinsatz, und dieser ist aus lebensmittelechtem Kunststoff. Bei Bedarf kann man den Alu-Deckel behutsam mit warmem Wasser und SpĂŒlmittel reinigen. Aber das wird nur selten erforderlich sein, da er, wir schon erwĂ€hnt, beim Gebrauch völlig trocken bleibt

Man findet im Internet mehrere Anbieter, die unter Bezeichnungen wie „Hot Water T-Disc“ oder „Heißwasser-Disk“ PlastikeinsĂ€tze mit einer Wahlscheibe verkaufen. Auf der gibt es Barcodes fĂŒr TassengrĂ¶ĂŸen zwischen 150 und 450 ml. Die Zielgruppe dafĂŒr sind zumeist Tee-Trinker. Ich möchte hier aber keine Produktwerbung machen, und gebe daher keine Kaufquellen dafĂŒr an. Abgesehen davon waren die Rezensionen in einigen FĂ€llen nicht sonderlich positiv: Berichte ĂŒber nicht funktionierende oder schief aufgeklebte Bar-Codes, ĂŒber Plastik-Geruch, oder ĂŒber Probleme beim Einlegen motivieren mich jedenfalls nicht zum Kauf.