Bärendienst

Es war ein warmer Samstagnachmittag, und meine Papageien waren in Panik. Wuchtige Schläge dröhnten durch das Mauerwerk und ließen die Möbel mitsamt Inhalt erzittern. Kurzentschlossen schob ich den Wagen mit dem riesigen Vogelkäfig in die Küche. Danach eilte ich durch das Treppenhaus, um mich vorsichtig bei meinem Nachbarn nach der Ursache des Lärms zu erkundigen. Als ich erfuhr, dass es nur um ein Loch zwischen zwei Räumen ging, durch das ein Kabel gelegt werden sollte, bot ich an, ihm einen extra langen Steinbohrer zu leihen. Damit würde es leichter gehen, und schneller, und leiser. Ich holte den Bohrer, der Nachbar spannte ihn in seine kleine Bohrmaschine und bohrte drauflos. Nach einer Weile versagte die Maschine: Das Bohrfutter war hinüber. Also holte ich unsere Schlagbohrmaschine. Damit gelang der Mauerdurchbruch, jedoch leider nicht dort, wo geplant. Auf der anderen Seite ankommend traf der Bohrer das Telefonkabel, und meine warnenden Rufe wurden wegen des Schlagbohrers nicht gehört. Anschließend dankte mir der Nachbar für den Bohrer. Ich aber grüble jetzt: Das Loch ist schief, seine Bohrmaschine kaputt, sein Telefonkabel beschädigt. Hab ich ihm damit wirklich geholfen?

Ein Gedanke zu „Bärendienst

  1. Du hast ihn immerhin in die Lage versetzt, zumindest theoretisch diese Arbeit effizient und effektiv auszuführen. Daß er es verbockt hat, ist nicht Deine Schuld – und offenbar hat er das ja auch erkannt und Dir gedankt, wie es auch angemessen war. 🙂

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