Aufgekratzt

Dyshidrosis. Credits: CC-BY-SA 3.0  Inwe on Wikipedia.de Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Dyshidrosis.JPG
Credits: Ana Sofia Fernandes („Inwe“) on Wikipedia, http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Dyshidrosis.JPG (CC-BY-SA 3.0)

Ich weiß grad nicht, ob ich erleichtert, verĂ€rgert, oder entsetzt sein soll. Wohl eher die letzteren beiden.

Ein paar Wochen vor meinem Sommerurlaub hatte ich aufgekratzte Arme und Beine. Hausarztvertretung und Hausarztassistent meinten: „irgendwas allergisches“.

Der Hautarzt, zu dem ich dann ging, meinte: „Scabies“. Also KrĂ€tzemilben. In meiner Haut. BĂ€h. Dass meine Schwester ganz genau so blutige Arme und Beine hatte, schrieb er sich auch auf. Dass wir ĂŒberhaupt keinen körperlichen Kontakt zueinander hatten, schrieb er sich nicht auf. Dass mein Mann keine Symptome hatte, interessierte nicht. FĂŒr ihn war klar: Blutige Pusteln und Hitzeempfindlichkeit sind klassische Symptome von KrĂ€tze.

Als ich zwei Wochen nach der Permethrin-Behandlung wieder beim Hautarzt ankam, erwischte ich nicht den forschen jungen, sondern den freundlichen alten Hautarzt in der Gemeinschaftspraxis. Der schaute sich die Haut zwischen meinen Fingern an, fand da nichts, und meinte: KrÀtze weg, nicht verunsichern lassen, ab jetzt nur noch eincremen. Gut.

Nur, dass ich das nicht ganz glauben konnte. Zwischen den Fingern hatte ich bis dahin nĂ€mlich gar nichts gehabt. Und noch immer juckte es ĂŒberall, aber zum GlĂŒck war es ja nicht mehr ganz so warm, und die Cortisoncreme half einigermaßen. Bis wir dann in den Urlaub flogen.

Schon vor dem Urlaub juckten Hand- und FußflĂ€chen ganz unglaublich. Ich dachte an Pilze, die vielleicht die angeblichen KrĂ€tze-Tunnel genutzt haben könnten (ich hatte nirgends irgendwelche Bohrtunnel gesehen), und besorgte mir vor dem Flug Clotrimazol dagegen.

Dann, auf La Gomera, war es natĂŒrlich erheblich wĂ€rmer. Alles juckte wieder höllisch, besonders nachts. „Birgit, die Viecher sind weg, weg, weg!“ sagte ich mir energisch, schnitt die FingernĂ€gel kurz und feilte sie runter bis aufs Nagelbett, rieb mich nachts mit EiswĂŒrfeln ein, und besprĂŒhte mich mit Teebaumöl, bis ich roch wie eine Wagenladung FarbverdĂŒnner.

Zuhause besorgte ich mir dann Antiscabiosum, nahm weiter Teebaumöl, und wurde doch immer wÀrmeempfindlicher. BÀh. Das *konnte* doch nicht sein. Mit Argusaugen spÀhte ich nach komma-förmigen Wölbungen mit einem dunklen Punkt an einem Ende, fand aber nur eine, die soetwas eventuell sein *könnte*, aber nicht musste, und die war an einer Stelle, die gar nicht juckte.

Meine HandflĂ€chen waren inzwischen mit winzigen, teils wassergefĂŒllten, BlĂ€schen ĂŒberzogen (Spoiler: Dyshidrotisches Ekzem), und an den FĂŒĂŸen löste sich die Hornhaut nach dem Duschen bis auf das Fleisch hinunter ab. Gruselig. Ich klebte Compeed-Pflaster drauf, und schmierte an allen verdĂ€chtigen Stellen Clotrimazol drauf. Das schien zu helfen, aber irgendwie nicht richtig.

Ich ging nochmals zum Hautarzt, und erwischte wieder den freundlichen, Ă€lteren. Der sah sich das alles an. Die braunen, narbenartigen Flecken auf dem Bauch unter den BrĂŒsten, die FĂŒĂŸe mit den Löchern in der Hornhaut, die aufgekratzten Arme, die trockenen, rauhen HĂ€nde. „Trocken-Ekzeme“, meinte er, und fragte mich nach Wasch- und Duschgewohnheiten. Duschöl soll ich nun nehmen, statt Duschgel, und cremen, cremen, cremen. Auf die roten Stellen mit Cortison, ĂŒberall sonst mit nĂ€hrenden Fettcremes. Und nicht so oft waschen.

Wie es meinem Mann denn ginge, hat er noch gefragt. Gut, sagte ich, und dass der nie Symptome gehabt habe. Aha, meinte der Arzt dazu.

Jetzt habe ich einen Verdacht: Dass ich nie KrĂ€tzemilben gehabt habe, was ja eigentlich gut wĂ€re, denn der Gedanke an die Krabbeltiere war doch sehr belastend. Aber wenn ich nie Milben hatte, sondern wenn das von vornherein Ekzeme waren, dann kann das bedeuten, dass ich diesen Mist ab jetzt fĂŒr ein paar Jahre jeden Sommer haben werde. Und das ist erschreckend.

Auch trockene Ekzeme werden durch WĂ€rme verschlechtert, und der Juckreiz wird durch WĂ€rme verstĂ€rkt. Trockene Ekzeme, in Verbindung mit Hormonschwankungen in den Wechseljahren, scheinen (laut diversen ForenbeitrĂ€gen auf allen möglichen Webseiten) nicht ungewöhnlich zu sein. Warum kam Hautarzt Nr. 1 nicht darauf, und warum war es ihm egal, dass meine Schwester das gleiche hatte, und dass wir keinerlei Körperkontakt hatten? Wie wahrscheinlich hĂ€tte es sein sollen, dass wir uns unabhĂ€ngig voneinander zur selben Zeit mit KrĂ€tze angesteckt hĂ€tten? Ich bin sauer ĂŒber diese sehr wahrscheinliche Fehldiagnose.

Ich bin sauer, weil die Behandlung mit der Permethrinsalbe im Fall einer Fehldiagnose absolut kontraproduktiv war, denn sie trocknet die Haut zusÀtzlich aus.

Ich bin sauer, dass ich aufgrund dieser Diagnose paranoid reagiert und das falsche getan habe. Mit der angeblichen KrÀtze wusch ich mich noch öfter als sonst.

Auch das Teebaumöl war nicht wirklich gut fĂŒr mich. Es kĂŒhlt zwar, und lindert dadurch den Juckreiz, aber es macht das Hautbild nicht besser, sondern schlechter. Angewandt hab ich es unter anderem, weil es desinfizierend sein soll, und fungizid, und weil es pur angeblich KrĂ€tzemilben tötet. Leider wirkt es auch sensibilisierend, so wie die meisten Ă€therischen Öle, und ich hab es mir pur auf die Haut gesprĂŒht. Das war wirklich Mist. Und wisst ihr was? Das Zeugs wurde mir in einem SprĂŒhflĂ€schchen verkauft! Nein, ich glaub nicht, dass man etwas, was wie eine Mischung aus Terpentin und Eukalyptus riecht, als Raumbedufter einsetzten sollte. Das Zeug gehört tropfenweise in Cremes oder Duschgel hineingemischt, wenn ĂŒberhaupt. Es gibt keinen vernĂŒnftigen Grund, es irgendwohin zu sprĂŒhen. Pur! Wo war mein Verstand, als ich ihn gebraucht hĂ€tte? Ja, Juckreiz macht wahnsinnig.

Wenn Ekzeme in der Familie liegen, nennt man sie ĂŒbrigens Atopische Ekzeme, oder auch Neurodermitis. Toll, was? Wikipedia meint dazu: »Das atopische Ekzem (griechisch ??????, atopĂ­a – „Ortlosigkeit“, „nicht zuzuordnen“; griechisch ??????, ekzema – „Aufgegangenes“) ist eine chronische, nicht ansteckende Hautkrankheit, die zu den atopischen Erkrankungen gehört.« – Wie schön. Das wollte ich schon immer mal ganz genau wissen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Atopisches_Ekzem

P.S.: „Alternativ-Heiler“ und deren Fans können ihre Tipps bitte stecken lassen. Globuli und SchĂŒssler Salze sind lediglich nĂŒtzlich, um Zucker zu ĂŒbersteigerten Preisen zu verkaufen, und das einzig wirksame an homöopathischen Salben ist die Fettkomponente. Liebesperlen und Nivea tun das selbe, sind aber preiswerter.

P.P.S.: Bei nĂ€herer Überlegung deaktiviere ich die Kommentarfunktion fĂŒr diesen Artikel am besten gleich. Spart Nerven.

Krimi zum FrĂŒhstĂŒck

POW!

In meinem bevorzugten FrĂŒhstĂŒckslokal gibt es vorn rechts einen kleinen Selbstbedienungsbereich. Wer dort etwas bestellt, muss aufstehen und drei Schritte zum Tresen gehen, um sich Essen und GetrĂ€nke abzuholen. Ein Schild weist auf den Umstand hin.

In eben diesen Bereich setzte sich heute morgen ein lautstark telefonierender Herr Wichtig. „Alles ist zu!“, brĂŒllte er in sein Smartphone, „Ich hab so einen Hunger, und alles ist zu! Das ist wirklich unglaublich! Alle meine LĂ€den sind zu!“

Nun kann ich wirklich nicht beurteilen, ob jener Herr Wichtig tatsĂ€chlich Besitzer oder wenigstens Leiter mehrerer BĂ€ckereien oder GaststĂ€tten ist, oder ob er einfach nur erbost war, dass die von ihm bevorzugt frequentierten LokalitĂ€ten Montags morgens um acht nicht geöffnet hatten, aber eigentlich geht mich das auch nichts an. Dennoch konnte ich nicht umhin, davon Notiz zu nehmen, trotz etlicher Meter Distanz zwischen mir und diesem Herrn. Sein GebrĂŒll ließ das nicht zu.

WĂ€hrenddessen wurde ihm vom Barmann sein bestelltes Bier zum Tresen gebracht, mit dem Hinweis, er möge es sich dort bitte abholen. Der telefonierende Herr Wichtig lehnte das brĂŒsk ab, und beklagte sich lautstark bei seinem TelefongesprĂ€chspartner ĂŒber dieses unbotmĂ€ĂŸige Ansinnen. Ganz genau kann ich den weiteren Verlauf des GesprĂ€chs nicht mehr rekonstruieren, aber ich meine, der Barmann verwies den unfreundlichen Gast daraufhin des Lokals. Ob dann Herr Wichtig oder der Barmann das GesprĂ€ch auf die Polizei brachte, habe ich nicht so genau mitbekommen, da ich von Herrn Wichtig jedes Wort hörte, vom leisen Barmann jedoch kaum etwas. Deutlich vernehmbar war allerdings die Bemerkung des Herrn Wichtig, er lasse sich von „so einem Gartenzwerg“ „so etwas“ nicht sagen, worauf er aufstand, und einen glĂ€sernen Zuckerstreuer im hohen Bogen ĂŒber den Tresen warf, der laut klirrend vor den FĂŒĂŸen des Barmanns auf dem Boden aufschlug.

Dann kam Bewegung in die Sache. Herr Wichtig stĂŒrzte, das Smartphone noch immer in der Hand, aus dem Lokal, der Barmann rannte hinterdrein, und ich meinte, von draußen einen Hieb zu hören. Wer da jetzt wem eine Schelle erteilt hat, kann ich allerdings beim besten Willen nicht sagen. Dann kehrte der Barmann kurz zurĂŒck, wĂ€hrend der Koch, der durch die Durchreiche wohl einiges mit angehört hatte, in den Gastraum geeilt kam. Kurz darauf spurteten beide zusammen dem „wichtigen“ Gast nach.

Ich habe noch in Ruhe zu Ende gefrĂŒhstĂŒckt, und hinterher dem Barmann angeboten, dass er, falls Herr Wichtig ihn anzeigen sollte, auf meine Aussage zurĂŒckgreifen darf. Immerhin bin ich Stammgast in dem Laden, und werde dort stets sehr freundlich bedient. Und auf Tischnachbarn wie Herrn Wichtig kann ich verzichten. Um das mal diplomatisch auszudrĂŒcken.

Nachtrag:
Der „wichtige“ Gast soll sowohl den Barmann als auch die herbeigerufenen Sicherheitsleute angezeigt haben. Nachdem ich das erfahren habe, habe ich mich als Zeugin bei der Polizei gemeldet. Ich bin gespannt, was dabei wohl herauskommen wird.

O2, wir mĂŒssen reden.

Telefonhörer

Vorhin hatte ich ein TelefongesprÀch, das war nicht mehr von dieser Welt.

Es begann damit, dass ich eine 0900-Hotline anrufen wollte. „Die Rufnummernsperre ist aktiviert!“ beschied mir das Telefon. Aha. Ja, das hatten wir vermutlich damals, als die bösen Dialer ihr Unwesen trieben, machen lassen. Jetzt aber möchte ich einen Kundendienst anrufen, weil eins meiner GerĂ€te defekt ist. Na gut, das geht auch mit meinem Mobiltelefon. Trotzdem, finde ich, soll diese lĂ€stige Sperre nun weg.

Also suche ich nach dem zustĂ€ndigen Kundenportal. Das gehört inzwischen nicht mehr zu Hansenet, und auch nicht mehr zu Alice, sondern zu O2. Nach einer gefĂŒhlten Odyssee finde ich endlich das Passwort-Recovery fĂŒr den geneigten DSL-Kunden mit vergessenen Zugangsdaten. Die Website verkĂŒndet, dass sie ein temporĂ€res Passwort an die hinterlegte Mobilnummer verschickt habe. Huch! An wen bitte? Ich bin mir sicher, dass wir damals, als wir bei Hansenet Kunden waren, noch kein Mobiltelefon hatten. Aber vielleicht hat mein Mann das ja irgendwann nachregistriert. Ich rufe ihn an, und frage ihn, ob eine SMS bei ihm angekommen sei. Nein, da kam keine.

Gut, denke ich, dann rufe ich doch einfach mal bei der Hotline von O2 an, und frage nach. So etwas wird sich schließlich klĂ€ren lassen. Notfalls per Briefpost, was weiß ich. Die haben Mitarbeiter, die so etwas wissen, und die mir das erzĂ€hlen können, wenn ich es auf der Website nicht finde. Denke ich. Was dann jedoch geschieht, spottet jeder Beschreibung.

Der Telefonist, den ich am Apparat habe, arbeitet komplett skriptgesteuert, wie ein Roboter. Das ist das erste, was daneben geht. Ich spreche ihn lebendig und freundlich an, er antwortet tonlos, und betet maschinell sein Skript herunter. Kundennummer? Die habe ich natĂŒrlich nicht parat. Wer hat denn, Hand auf’s Herz, seine Telefonkundennummer zur Hand, wenn sein Telefon muckt oder er sonst etwas möchte? Ich gebe ihm also die Telefonnummer. Die ist in meinem Fall, abzĂŒglich der Vorwahl, sechstellig, und recht merkfreudig. Ich nenne sie in Form dreier zweistelliger Zahlen. Das heißt, ich will sie nennen, werde aber eisig unterbrochen: Der Telefonist will die Zahlen einzeln, nicht als zweistellige Zahlen. Und dann kommt DIE FRAGE: „Wie lautet ihr Telefonkennwort?“

Aha, denke ich, noch eine Baustelle. „Deswegen rufe ich gerade an“, antwortete ich, und werde prompt noch einmal unterbrochen. Ohne das Kennwort könne man gar nichts machen, wird mir entgegengehalten, und ich sei ja auch nicht der Vertragspartner, das sei ein Jacques Nietsch. Ja, das ist mein Ehemann! Das allerdings, wird mir entgegnet, wĂŒrde ja wohl nur ich behaupten. Das GesprĂ€ch eskaliert mehr oder weniger sofort. Als ich schließlich den Hörer auf die Gabel knalle, zittere ich vor Wut, und das Herz schlĂ€gt mir bis zum Halse.

Der Telefonist hat sich hinter einer Palisade aus „Datenschutz“ und „Sicherheit“ verbarrikadiert. Was ich jedoch von ihm wollte, war eine ganz schlichte Auskunft: Was muss ein O2-Kunde tun, wenn ihm die genannten Kennworte nicht vorliegen? Wie wird, rein technisch, und ganz allgemein, dieser missliche Zustand behoben? Um mir das mitzuteilen, dazu hĂ€tte der Telefonist keinerlei Authentifizierung benötigt. Ich wollte in diesem GesprĂ€ch nichts umstellen oder freischalten lassen. Ich wollte wissen, was ich tun kann, damit ich (oder mein Mann, falls wir hier Erbsen zĂ€hlen wollen) demnĂ€chst wieder die O2-Website und/oder die Hotline nutzen kann.

Aber selbst wenn ich den Wunsch gehabt hĂ€tte, jetzt und hier am Telefon gleich etwas umstellen oder freigeben zu lassen: lösungsorientiert war die Strategie des Mitarbeiters nicht. Er wusste, nebenbei angemerkt, auch gar nicht, um was es eigentlich ging, und fĂŒr welches Problem ich eine Lösung suchte. Zu einer Frage ließ er mich nĂ€mlich ĂŒberhaupt nicht erst kommen. Er war vollstĂ€ndig darauf konzentriert, sich wie Zerberus zu gebĂ€rden, und mir jeglichen zielfĂŒhrenden Dialog zu verweigern. Die direkte AbkĂŒrzung zwischen „Ich möchte doch nur wissen 
“ und „Ohne Telefonkennwort können Sie hier gar nichts!“

Wann braucht ein Kunde so ein ominöses Kennwort? Wohl fast nie! So oft im Leben lĂ€sst man nichts an seinem Telefonanschluss umschalten oder Ă€ndern. Es ist nur natĂŒrlich, dass man so etwas nicht zur Hand hat, nach etlichen Jahren mit dem selben Telefonvertrag. Es muss also sehr oft vorkommen, dass Kunden anrufen, die das genannte Kennwort nicht parat haben. O2, lĂ€sst du die Leute alle so mit Anlauf an die nĂ€chste Wand klatschen?

Unterstellen wir, du wĂ€rst völlig paranoid, und hĂ€ttest gute GrĂŒnde dafĂŒr: Was hĂ€tte dagegen gesprochen, mir am Telefon mitzuteilen, dass mein Mann dieses oder jenes Formular aus den Internet herunterladen muss, unterschreiben muss, an diese oder jene Adresse schicken muss, mit Postident und weiß der Kuckuck was noch? Meinetwegen hĂ€tte die Antwort auch lauten können: Ihr Mann muss in einer unserer Filialen vorbeikommen, seinen Ausweis vorlegen, und einen Antrag in sechzehnfacher Ausfertigung ausfĂŒllen. Irgendwas. Einen Weg wird’s doch wohl geben. Oder etwa wirklich nicht? Gibt es kein Protokoll, keine Lösung, keine StandarderklĂ€rung, nicht einmal eine URL oder einen Klick-Pfad, der mir am Telefon beschrieben werden darf? Und sind Unterschrifts- oder vergleichbare Vollmachten fĂŒr dich völlig undenkbar? So undenkbar, dass man sich mit deinen Mitarbeitern nicht am Telefon darĂŒber unterhalten kann, wie man dich fĂŒr die Zukunft mit einer solchen Vollmacht versorgen kann? Kann man so etwas nicht klĂ€ren? Und erklĂ€ren?

Bitte finde einen kundenfreundlichen Weg, um mit Situationen wie der heutigen umzugehen, O2. Und bitte sorge dafĂŒr, dass deine Telefonisten sich im GesprĂ€ch lösungsorientierter verhalten. Die Lösung muss (und darf!) nicht lauten, dass man sich ĂŒber Sicherheitsbestimmungen hinwegsetzt. Das verlange ich nicht, und das hĂ€tte ich nicht verlangt. Ich bin selbst Sysadmin von Beruf, und ich Ă€ndere niemals auf telefonischen Zuruf von irgendwem irgendein Passwort. Aber bitte teilt doch euren Kunden mit, wie sie legal an valide Authentifizierungsdaten kommen. Und auch, wie sie einander eine Vertretungsvollmacht ausstellen können, damit wenigstens ein Ehepartner etwas fĂŒr den anderen erledigen kann, ohne dass eure Hotline gleich im Dreieck springt und mit Kruzifixen und Weihwasser wirft. So ein wirres, eskalierendes GesprĂ€ch wie heute möchte ich nie, nie, nie wieder mit einem Kundensupport fĂŒhren mĂŒssen.

UPDATE: Übrigens, „O2 Hotline unfreundlich“ bringt eine hĂŒbsche Menge Treffer bei Google. Das ist keine gute Werbung fĂŒr euch. Und wenn ein Anbieterwechsel nicht so einen riesigen Haufen Scherereien mit sich bringen wĂŒrde, dann wĂ€re das heutige Erlebnis fĂŒr mich ein Grund gewesen, Telefon und Internet in Zukunft bei jemand anderem zu buchen.

2. UPDATE: Dank der kompetenten Social-Media-Betreuung von O2 konnte ich inzwischen unsere Zugangsdaten recovern und unsere Kundendaten aktualisieren. Treppenwitz: Als ich es eben im Kundencenter das Telefonkennwort sah, fiel es mir wie Schuppen von den Augen, dass ich das damals selbst gesetzt habe. In einem etwas entspannter verlaufenden GesprÀch hÀtte es mir also durchaus wieder einfallen können.

Nikotinfreies Schnupfpulver

Nikotinfreies Schnupfpulver in einem PlastikröhrchenAchtung: Das Ergebnis dieses Rezepts ist ein reines Anschauungsobjekt. Eventuell könnt ihr damit auch einen Raum beduften.

Ich empfehle niemandem, so etwas als Schnupfpulver zu konsumieren. Ich ĂŒbernehme keine Haftung fĂŒr irgendwelche SchĂ€den, die durch die Anwendung dieses Rezeptes entstehen.

Ihr mĂŒsst selber wissen, was ihr tut. Viel Spaß damit.

Rezept:

    • 1 TĂŒtchen Pulver fĂŒr ein ZitronenheißgetrĂ€nk
    • 2 gehĂ€ufte Esslöffel SpeisestĂ€rke
    • 20-30 Tropfen Japanisches Heilpflanzenöl

Das pulverisierte ZitronenheißgetrĂ€nk bitte auf keinen Fall durch reine ZitronensĂ€ure ersetzen, sondern eine handelsĂŒbliche Mischung aus Zucker, Zitronensaftextrakt und etwas ZitronensĂ€ure nehmen. Nicht selbst anmischen!

Als StĂ€rke geht Mais- oder KartoffelstĂ€rke, was eben zur Hand ist, nur – wichtig – ohne weitere Zustaten, und bitte keinesfalls eins von diesen Granulat-Produkten, die zwecks Klumpenvermeidung irgendwie behandelt wurden. Wir wollen das weiche, feine, staubige Produkt.

Falls ihr das Produkt entgegen meinem Rat tatsĂ€chlich als Schnupfpulver konsumieren wollt: Eventuell kann man auch anderes Ă€therisches Öl nehmen, das z.B. fĂŒr medizinische Inhalationen geeignet ist. Aber bitte dringend Finger weg von Duftölen, wie sie fĂŒr Raumbeduftungen gedacht sind. Erstens sind die oft kĂŒnstlich, und zweitens sind auch nicht alle natĂŒrlichen Öle fĂŒr den Kontakt mit menschlichen SchleimhĂ€uten geeignet. Induzierte Allergien oder schwere Reizungen bis hin zu EntzĂŒndungen könnten die Folge sein. Im Zweifel bitte unbedingt einen Apotheker fragen. (Ich warne in diesem Zusammenhang explizit vor Zimtöl.)

Das Heiße-Zitrone-Pulver in einer Reibschale aus Stein oder Keramik zu Staub zermörsern. Keine schnellen Rotationsbewegungen, denn wenn der Zucker durch die Reibung warm wird, kann er schmelzen!

Das feingestoßene Zitronen-Zucker-Pulver trocken mit zwei gehĂ€uften Esslöffeln SpeisestĂ€rke in einem SchĂŒttelbecher mischen. Nach und nach das Minzöl in die Mischung fallen lassen, immer wieder Deckel drauf und schĂŒtteln. Eventuell die fertige Mischung nochmals im Mörser bearbeiten, um Klumpen zu zerstoßen und das Minzöl gleichmĂ€ĂŸig zu verteilen.

Das fertige Pulver in einen luftdicht abschließenden BehĂ€lter fĂŒllen und kĂŒhl und trocken lagern.

Vorsicht:

  • Zucker und StĂ€rke sind ideales Futter fĂŒr Pilze. Pilzerkrankungen der NasenschleimhĂ€ute und der Nebenhöhlen sind unerfreulich. (In handelsĂŒblichen nikotinfreien Schnupfpulvern ist Traubenzucker, der die selbe Gefahr birgt. Sagt nicht, ich hĂ€tte nix gesagt.)
  • Ätherische Öle können die SchleimhĂ€ute reizen, austrocknen, und schlimmstenfalls schĂ€digen. (Das tun die, die im Schnupftabak und in handeslĂŒblichen Schnupfpulvern drin sind, auch. Sagt nicht, ich hĂ€tte nix gesagt.)
  • Ähnlich wie Schoko- oder Kaugummizigaretten senkt Schnupfpulver die Schwelle zum Drogenmissbrauch. (Sagt nicht, ich hĂ€tte nix gesagt.)
  • Ihr werdet euch derbst die Klamotten einsauen. (Sagt nicht, ich hĂ€tte nix gesagt.)
  • Bei Augenkontakt brennt das Zeugs ĂŒbelst in den Augen. Ich weiß nicht, was man dann macht. Mit sehr viel Wasser spĂŒlen könnte irgendwann helfen. Besser dĂŒrfte es sein, ihr lasst das Zeug gar nicht erst in die Augen kommen.
  • Die Mischung aus ZitronengetrĂ€nkepulver, StĂ€rke und Minzöl ist prinzipiell essbar. Dennoch gehört sie auf gar keinen Fall in Kinderhand. Nur Erwachsene können eigenverantwortlich handeln!