Von wegen „selbst schuld“!

Symbolbild: Blick in die Geldbörse

DISCLAIMER: Vorsicht, drastische Wortwahl. Kinder halten sich beim Lesen bitte die Augen zu. Vielen Dank für die Beachtung aller Sicherheitsvorschriften.

<mode=“Hassknecht“> Es wurden also wieder mal einige Schweine durch’s Dorf getrieben: da gibt es mutmaßlich unerhörte Arbeitsbedingungen bei einem bekannten Online-Buchvertrieb, und Pferdefleisch in Rindfleisch-Fertiggerichten. Und wer ist wieder mal angeblich schuld daran? Natürlich! Der Kunde!

Sagt mal, tickt ihr Arschgeigen von der Journaille eigentlich noch richtig? Seit wann muss denn ich als Konsument die Verantwortung für das übernehmen, was man mir verkauft, und unter welchen Bedingungen die Ware mich erreicht? Bin ich ein wandelndes Labor? Wirtschaftsprüfer? Eine Auskunftsdetektei? Herrschaften, ich glaub, es hackt! Wenn ich ins Fleischereifachgeschäft gehe, und Rollbraten kaufe, gehe ich schließlich auch nicht davon aus, dass ich kontrollieren muss, ob man mir kein frisch geschlachtetes, irisches Baby andreht.

Ich soll schuld sein, weil ich auf den Preis achte? Gierlappen bleibt Gierlappen, und gierig zuallererst die Lumpenhunde, die ihre Gewinne maximieren, indem sie ihre Arbeiter wie Sklaven in den Dreck treten, oder indem sie die Kunden bescheißen. So etwas nennt man allgemein auch „kriminelle Energie“. Meint ihr im Ernst, dass kriminelle Sausäcke von sich aus das Bescheißen einstellen, wenn wir ihnen freiwillig mehr Geld in den Rachen werfen? Wie dumm und naiv muss man sein, um zu glauben, dass Waren fair produziert und gehandelt werden, nur weil sie teuer sind?

Ich erwarte in einem zivilisierten Land, dass solche Machenschaften per Gesetz verboten sind, dass die Verbote kontrolliert werden, und dass Zuwiderhandelnde bestraft werden. Dazu sind Gesetze nämlich da. Aber ihr Bande von Claqueurs habt wieder mal nichts besseres zu tun, als nach der Art von Aufzieh-Äffchen eure Schellen aneinander zu deppern, und wie die Bekloppten zu intonieren: „Der Kunde hat Schuld, der Kunde will’s billig, Geiz ist Geil, das kommt davon, der Kunde hat Schuld,“ – Legt endlich mal ’ne andere Platte auf, ihr rotzverdammten Schleimscheißer! </mode>

(Störungstafel mit entspannender Musik.)

Update:

Betrug: Agrarbetriebe verkauften Millionen falsch deklarierte Bio-Eier (www.spiegel.de)
Pferdefleisch-Skandal: Billig ist nicht das Problem! (foodwatch.de)

Noch ein Update:

Inzwischen habe ich mir mal den Spaß gemacht, die Zutatenliste einer typischen Billig-Lasagne zu studieren, um mir dann zu überlegen, ob man etwas gleichwertiges zu einem vergleichbaren Preis zustande bekäme. Es geht! Allerdings nur, wenn man elf Portionen auf einmal kocht. Eine Billig-Lasagne enthält im wesentlichen: 35 g Hackfleisch, Tomaten, weiße Soße, ei-freie Lasagnenudeln, Verdickungsmittel, Gewürze. Man kaufe sich eine Packung abgepacktes Hackfleisch (400g, ca. 4 Euro), Pizza-Tomaten in Dosen, einen Liter Milch (es wird was übrig bleiben), eine Tüte Mehl (auch da wird was übrig bleiben), Pizzakräutermischung, Salz, vier Eier (selbstgemachte Lasagnenudeln ohne Ei funktionieren nicht), ein kleines Netz Zwiebeln. Gesamtkosten: weniger als 16 Euro, sofern ihr Handelsmarken einkauft, und keine teure Markenware.

Fazit: Eine Billig-Lasagne unter zwei Euro ist ohne Beschiss herstellbar. Sogar dann, wenn man zu Supermarkt-Bedingungen einkauft, und keinen Großhandels-Bonus in die Rechnung einbringen kann. Nein, toll ist sie nicht. Aber abgepackte Billig-Lasagne ist auch nicht toll. Wenn man 1,60 Euro dafür hinlegt, ist das schlicht ein fairer Preis für das, was man bekommt.