Sozialer Lackmustest

Von manchen Leuten – überwiegend Männern – muss ich mir so einiges meiner Haare wegen anhören. Selten werde ich direkt angesprochen. Meistens geht die Bemerkung an mir vorbei in den Raum, und möglichst noch im Weggehen, damit ich auch ja nicht antworten kann.

Kostproben

  • Hey Pumuckl! (Ach ja. Tach, Meister Eder!)
  • Ist schon wieder Karneval? (Da braucht wohl jemand einen Grund zum Saufen.)
  • *kicher* *gacker* *prust* Hier kommen wir öfter her, hier ist es lustig! (Fein. Bringt gern noch ein paar andere Schimpansen mit. Ich besorg euch auch Bananen.)
  • Wie kann man nur so blöde rumlaufen? (Ich gratuliere zur Selbstkritik. Bessern Sie sich!)
  • Weißt du eigentlich, dass wir hier in ROTHENburgsort sind? (Mist. Ich dachte, hier wär Schwarzenbek.)
  • Arschloch! Nimm dir’n Penner und werd glücklich! (Nein danke, Sie sind nicht mein Typ.)
  • Schöne grüne Haare! (Wie, grün? Oh, ein Witz! Ha, haha.)

Natürlich erwischen mich diese Leute grundsätzlich auf dem falschen Fuß, wie sollte es anders sein. Die Antworten, die hinter den Beipielen stehen, habe ich darum nicht live gegeben, die fielen mir alle erst hinterher ein. Ich rechne zwar mit Anmache, aber doch nicht in jeder Sekunde. Außerdem machen mir die meisten Menschen Komplimente für meine schrille Haarfarbe. So weit kommt’s noch, dass ich jetzt wegen irgendwelcher Deppen eine Paranoia entwickle, und jeden anfauche, der etwas über meine Haare sagt. Ich will mich auch in Zukunft über Kinder freuen können, die mit großen Augen zu mir hochblicken, und dann mit unvergleichlichem Staunen rufen: „Mama, guck mal, bunte Haare!“ – Das genieße ich jedes Mal sehr.

Ein Gedanke zu „Sozialer Lackmustest

  1. Ach weißt Du … Leute, die sich an den Äußerlichkeiten anderer hochziehen, sind im allgemeinen so oberflächlich und oft auch langweilig, daß eine Beschäftigung mit ihnen nicht lohnt. Solche Leute disqualifizieren sich nur selbst.

    Ich empfinde jeden Menschen, der sich — aus eigenem Willen und auch äußerlich — nicht der gesellschaftlichen Uniformität beugt, erstmal als angenehm. Immer dasselbe ist doch langweilig. 🙂

    Gruß, Frosch

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