Reaktionen auf meine Schneeschippaktionen

Seit meiner Eis-Hackerei am letzten Wochenende nehme ich immer mal wieder, wenn’s mir passt, Schaufel und Besen zur Hand, und begebe mich damit an „meine“ eisfreie Schneise, um dort Schnee und Matsch zu entfernen. Die Reaktionen der Leute, die dort vorbei kommen, sind meistens sehr freundlich, manchmal lustig, und in einigen Fällen auch schauderhaft. Ich fange mal, weil es am schönsten ist, mit „sehr freundlich“ an: Viele Leute haben mich gefragt, ob ich „das“ machen muss, ob ich „zuständig“ sei, aber den meisten ist klar: ich muss da nicht Schnee schieben. Dafür, dass ich das Stückchen Weg freiwillig räume, bekomme ich eine Menge Lob und Komplimente, und das motiviert mich natürlich ganz ungemein. Das wunderbarste Erlebnis bisher bescherte mir eine mir gänzlich fremde Frau, die mir im Vorbeigehen diesen schönen Rosenstrauß in den Arm drückte. Aber auch die ungekünstelten, fröhlichen „Danke“, die mir von Leuten mit strahlenden Gesichtern zugerufen werden, sind für mich eine tolle Belohnung.

Eher verzichten kann ich auf die angeschnasselten Vorträge intellektuell herausgeforderter Transporteure geöffneter Bierbehältnisse. Schwankend, miefend, und überwiegend zusammenhanglos wird mir von dieser Klientel wahlweise die Aussichtslosigkeit meines Tuns erklärt, oder ich darf mir anhören, wie unverschämt die Stadt … naja, lassen wir die unschönen Details. Ja, es ist eine Sauerei, dass es keinen ausreichenden Etat und keine vernünftige Planung für diese Saisonarbeit gibt, ja, es ist ein Chaos hier, wirklich super, dass Sie stolz auf mich sind (obwohl Sie nichts zu meinem Engagement beigetragen haben), darf ich jetzt bitte weitermachen? Fein. Piraten meckern nämlich nicht bloß über das glitschige Deck, Piraten machen „rein Schiff“. Gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen.

Ebenfalls eher ärgerlich sind Sprüche der Kategorie „Mistarbeit“, „Na, da haben Sie sich ja was vorgenommen!“, „Nützt doch eh nichts, schneit ja doch wieder“, „Also ich würde das ja nicht machen“. Nur weil andere von vornherein die Flinte ins Korn werfen, muss ich es noch lange nicht tun. Ich will mich an meinem Erfolg freuen, und die machen mir’s mies.

Gruselig wird es mir, wenn Gruppen von frechen Kindern und Jugendlichen sich meinem Wirkungskreis nähern. Dumme Sprüche, Beleidigungen, „Mach mal schön sauber hier“ … na, ich danke. Wer hat denen bloß beigebracht, dass jemand, der freiwillig arbeitet, dafür ausgelacht werden darf? Mit was für Werten wachsen diese Kinder auf? Leider bin ich nicht in der Lage, sonderlich souverän mit solchen Mobbingattacken umzugehen. Bei der letzten derartigen Begegnung nahm mir das Jungvolk die Schaufel weg, und legte auf dem vereisten Weg quer über die Wiese eine Glitsche frei. So eilig, wie es die Situation gestattete, sammelte ich mein Zeug zusammen, und brachte es in den Keller.

Lustig waren meine Begegnungen mit einem Afrikaner. Beim ersten Treffen versuchte er ganz offenbar, mich anzubaggern. Ich schwärmte ihm ausgiebig von meinem Mann vor. Das half. Bei unserer zweiten Begegnung hielt er mir einen langen Vortrag darüber, wie schön es sei, dass ich „Gottes Weg“ folge und so viel Gutes tue. Dann wollte er mir unbedingt beim Rest meiner Arbeit helfen, wobei er mir anscheinend mit seinem Elan imponieren wollte. Die Schaufel überstand seinen Energieausbruch. Den Besenstiel hingegen zerlegte er gleich im ersten Versuch mit lautem Krachen. Da ich eine derartige Situation schon beim Kauf des extralangen Stiels vor meinem geistigen Auge gesehen hatte, amüsierte mich das köstlich. Zum Glück brach der Stiel ziemlich weit unten, und ich verlor nur einen halben Meter Holz. Das zersplitterte Ende habe ich hinterher einfach gerade abgesägt.

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